"Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn,
sei gelobet der Name des Herrn"
EG 456
Am 30. April war ich mit meinen Patenkindern auf der Ronneburg zum Mittelaltermarkt mit Sonnenwendfeuer. Der strahlendhelle Tag ging mit einem wunderbaren Sonnenuntergang zu Ende. Die Sichel des Neumonds und der Abendstern verzauberten die Welt. Das Spektakel zur Walpurgisnacht hätte es gar nicht gebraucht. Die Fackelprozession zum Rhythmus der Trommel, das Entzünden des Feuers sind kein keltisches Ritual über das wir uns länger Gedanken machen müssen. Die versammelten Hexen waren eher witzig verkleidete junge Frauen mit LED Lichtern im Reisigbesen und auf den Hüten mit gebogener Spitze.
Unterhalb der Burg waren Stände aufgebaut, an denen man alles bekommen konnte, was ein vom Mittelalter faszinierter Mensch so brauchen kann; und über allem lag die heitere Stimmung gutgelaunter Leute.
An einem der Stände entdeckte meine Patentochter eine Sonnenuhr. Fasziniert drehte sie den Stein in der Mitte so, dass ein rosafarbener Strahl auf die eingravierte Zahl fiel - 6 Uhr. „Guck mal,
es funktioniert wirklich“. „Natürlich,
es ist alles nur Physik“ kommentierte ihr Bruder. Wir konnten uns darauf einigen, dass es eine besonders schöne Form von Physik ist. „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur.“
Darum ging es uns an diesem Abend. Die Bedeutung dieser Art von Zeitmessung in alten Kulten interessierte uns in diesem Moment überhaupt nicht. Die Magie dieses Abends war zwischen uns - inmitten
der freundlichen Leute in ihren tollen Gewändern,
im Eis auf der Mauer, im fröhlichen Geschnatter der Kinder. Eng beieinander zu sitzen im Schein des Feuers, ihre kleine Cousine, die geborgen in unseren Armen ohne Furcht war, die entspannte
Müdigkeit, die uns dann auf den
Heimweg schickte, all das war unsere Zeitrechnung. Längst war aus dem Sonnenstrahl die Mondsichel geworden und aus der physikalischen Beobachtung die Gewissheit in diesem Universum zuhause zu
sein. „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn."
Wenn wir am 24. Juni die Sommersonnenwende feiern und Tag und Nacht gleich lang sein werden, feiern wir Christen den Johannistag. Den Tag der Geburt Johannes des Täufers. Sechs Monate vor Jesus ist er auf die Welt gekommen, erzählen die biblischen Geschichten. Und alles, was er gesagt und getan hat, verweist auf den, der da kommen soll - Christus. Unsere Zeit steht in seiner Hand.
Ihre Pfarrerin Beate Henke
Evangelische Kirchengemeinden Ober-Lais/Glashütten | Wallernhausen-Fauerbach
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